Mir wird immer bewusster, dass ich für so vieles einfach nur dankbar sein kann. Das fällt mir zum Glück auf, wenn ich wieder einmal in mir rumstänkere. Eben gerade zum Beispiel. Da sitze ich mit meinem Kaffee, den ich mir in der Küche mit dem weltbesten Blick gemacht habe, in meinem Bett mit dem weltbesten Blick und habe die Zeit fürs einfach so hinausschauen und genießen. Da ertappe ich mich. „Schade, dass die Kühe auf der hinteren Weide stehen. Da sehe ich sie nur als braune Punkte.“
Geht’s noch? Diese hügelige grüne Weite, auf die ich schauen darf, ist ein Traum. Die vereinzelten Bäume auf der Koppel werden an ihren Kronen als erstes von der aufgehenden Sonne ins güldene Licht getaucht. Ich liebe es zu beobachten, wie sich die Nebelschwaden auflösen, wenn die Sonne alles mit ihrem Licht aufzufegen scheint. Und dann sind mir die Kühe zu weit weg?
Rado und ich haben unser Bett auf 25cm hohe Holzklötze gestellt. Mein neues Hobby ist es, auf unserem Hochbett zu sitzen und hinaus zu schwelgen. Auf der hinteren Seite unseres Hauses ist die Welt noch in Ordnung und ich setze mich manchmal einfach nur so aufs Bett – für fünf Minuten – um mich an dieser Friedlichkeit zu laben. Wenn die Kühe ganz vorne bei uns am Zaun grasen und ich ihr zotteliges Fell in der Sonne glänzen sehe, fühle ich ein ganz besonderes Glück. Das staksige herumspringen der Kälbchen-Gang – es sind gerade fünf – ist für mich das Beste vom Besten.
Mir fällt auf, dass ich mich oder meine Lebenssituation ganz schön oft vergleiche und bewerte, statt sie und mich einfach nur zu genießen und zu feiern. Ich will mich gar nicht auf das Haar in der Suppe konzentrieren. Es ist so kontra. Ich zerstöre dadurch mein eigenes kleines Glück.
Die Sternenfrau sagte, es würde sich etwas Grundsätzliches ändern, wenn ich 50 geworden bin, aber sie sagte nicht, es würde mit einem Schnipp geschehen. Sie sprach davon, dass mir auffallen würde, dass ich mich nicht mehr in dieser Klemme aus Gefühlen befände. Und das stimmt. Es stellen sich mir keine Unmöglichkeitsgefühle mehr in den Weg. Ich erkunde Wege, die mir vorher nicht für möglich erschienen. Doch jetzt, wo mir alle Dilemma-Wege offenstehen und ich keine unsagbare Angst mehr vor den Konsequenzen verspüre, realisiere ich, dass ich mich im nächsten Level befinde. Dem Was-will-ICH-so-ganz-und-gar-aus-mir-heraus-Level.
Wir leben nun schon im zweiten Frühling in der Wohnung neben der Produktionsstätte nachdem wir über zwei Jahre im Lager unsere Nächte verbrachten. Es ist das ehemalige Bauernhaus, das mit den Stallungen durch die Milchkammer und der Stall-Toilette – unserer heutigen Spülküche und Duschbad – verbunden war und auch heute hat unsere Wohnung einen direkten Zugang zur Produktion. Das macht vieles leichter UND es gilt sich abgrenzen zu lernen. Die Küche der Wohnung ist der Sozialraum geworden und in einer Ecke ist Rados Schreibtisch. Davon ab geht es in unsere privaten Räume. Ich fühle immer noch tiefe Dankbarkeit für die wieder erlangte Intimsphäre.
Wir sind angekommen. GUTDING – unsere Manufaktur ist im 10. Jahr und unser Team ist schlank und wendig. Noch trotzen wir der schwierigen Wirtschaftslage.
Mit meiner PsychoEnergetics*-Ausbildung, für die ich dreimal im Jahr nach Spanien reise, bin ich im Juni 2025 fertig.
Was ich dann mache? Tja, eine Idee, „Singles in gewünschte Partnerschaft zu begleiten“ die mir neulich in den Sinn kam und für die ich kurzzeitig brannte, wurde jäh von meinem Unmut zerstört. Meine Recherche ergab, dass sich zig Anbieterinnen auf dem Markt tummeln, die mich alleine schon beim Recherchieren an meine Grenzen brachten. Alle, die ich fand, werben mit dem mega Glück. Sie garantieren dir sogar deinen Traumpartner zu finden. Ich habe mich leider von der übertriebenen und mir unecht erscheinenden Werbeaussage, komplett verdrängen lassen. Statt mich zu freuen, dass es meinen unsülzigen ehrlichen Ansatz noch nicht gibt, sitze ich da, mit einer Flunsch und denke „also das brauche ich dann wohl gar nicht erst zu versuchen!“
Ich komme mir vor, als würde ich von Das-will-ich-nicht zu Das-will-ich-auch-nicht robben. Vielleicht ist es, wie mit der Weide und dem weltbesten Blick. Vielleicht sollte ich es einfach akzeptieren. Mal stehen die Kühe eben direkt an unserem Zaun und mal sehe ich sie nur als braune Flecken in der Ferne. Ich kann für beide Perspektiven dankbar sein. Es kommt irgendwie nur darauf an, was ich mit der Beobachtung mache. Verwende ich sie gegen mich oder für mich.
So ist das mit der Ehe irgendwie auch. Es gibt ab und an Momente, da bin ich so verzückt über meine Beziehung mit Rado, dann hüpft mein Herz und dann wieder fühlt es sich an, als müsste ich gehen. Die Momente, in denen ich gehen will, sind deutlich weniger geworden, aber es gibt sie.
Ich bin jetzt mit Rado seit 14 Jahren zusammen, 12 Jahre sind wir verheiratet. Ich habe es mir immer gewünscht in einer Beziehung zu leben und wusste nicht, was es bedeutet. Das was mir vorgelebt wurde, wollte ich nicht. Aber was will ich? Ich könnte da anknüpfen, wo ich schon mehrmals dran rumgeknüpft habe …
Wo ich das hier grade so schreibe, realisiere ich, dass mein Lebenslauf bereits aus lauter Eckpfeilern besteht. Sie könnten mir Aufschluss geben, wo meine Reise so hingehen möchte, aber ich erkenne noch nicht den Plan.
Mich treibt kein Schmerz mehr. Eine mir neue Ruhe umgibt mich. Sie verunsichert mich noch. Ab und an haucht mir in diesem friedlichen Sein eine zickige Stimme von hinten ins Ohr „wars das jetzt?“ Früher war die Verzweiflung mein Motor, um dem Schmerz zu entkommen. Was wird mich jetzt motivieren? Was wird mich jetzt in Bewegung bringen? Ich? Reiche ich aus? Angenommen, das würde ich? Was wäre das für ein glückliches Ende, wenn ich aus mir heraus in Bewegung käme. Wenn ich wüsste, was ich will. Wow, das wäre … mir kommen die Tränen bei diesem Gedanken des Glücks.
Dieser Gedanke lässt mich die neue Ruhe besser nehmen. Die manchmal schon als Langeweile wahrgenommene Ruhe will wahrscheinlich durchliebt werden, um dann in voller Pracht aufblühen zu dürfen. Vielleicht braucht es diese Phase, um am Ende fühlen zu können, was mein ICH wirklich möchte und wohin es gehen will. Ich wünsche mir, dass ich durch die Ruhe schreiten lerne und dass ich ihr Vertrauen schenken kann.
Ein Eckpfeiler ist, dass ich mit meiner langjährigen Freundin Hanna zu podcasten beginne. Wir sprechen über das was uns bewegt. Wir bringen Begebenheiten aus unserem Leben mit. Hören einander zu, sprechen aus, was für viele ein Tabu ist und finden heraus, was uns am Ende geholfen hat. Ich freu mich riesig und fühle großen Respekt vor unserem Vorhaben. Folge mir gerne auf Instagram agapi_pur, da werde ich noch einmal kräftig TRARAAAA! machen, wenn es soweit ist oder du merkst dir den 21. Mai, da startet BEQUEM IST ES NICHT – der Podcast für alle, die gerne mal die Perspektive wechseln.
Ein weiterer Eckpfeiler ist, dass ich mit zwei Freunden wieder einen Wir-Prozess im Juni anbiete. Diesmal mit dem Titel „Ich in Beziehungen – wie funktioniere ich da?“. Vom 21. bis 23. Juni 24 geht es auf dem Arche Hof in Blunk (Schleswig-Holstein) um Selbstreflektion und persönliches Wachstum. Mich berührt es sehr, dass wir Menschen technologisch so extrem viel auf dem Kasten haben und künstliche Intelligenzen unser Leben vereinfachen lassen wollen, jedoch wenig in Sachen Kommunikation draufhaben und immer noch Kriege anzetteln, Machtspiele spielen und Menschen denunzieren, statt uns mit ihnen auszutauschen und zu fragen, wie sie zu dieser oder jene Meinung kommen. UND ich will mich nicht erhöhen, mir fehlt es an manchen Stellen auch an Geduld, Liebe und Interesse mein Gegenüber zu verstehen. Der Wir-Prozess mit den Kommunikations-Empfehlungen von Scott Peck hat mir sehr geholfen, mir auf die Schliche zu kommen. Das sich-Selbst-an-die-Nase fassen ist wie durch die Angst gehen. Ich glaube, es ist der kürzeste Weg, um sich zu entwickeln. Fühle dich herzlich eingeladen auf unserer Website www.wir-prozess.de zu stöbern und wenn du Fragen hast, frage uns gerne. Ich hatte auch so viele Fragen.
Jepp, ich möchte mich damit anfreunden, dass mein Leib-ICH andersstark und mein Inner-ICH andersschön werden. Ich möchte durchlieben lernen, dass ich mich nicht des Lebens müde fühle, sondern vielleicht nur aus der Unachtsamkeit immer weiter noch tiefer in die Achtsamkeit bewege. Ich will versuchen mich darauf einzulassen.
Das hast Du schön geschrieben Agapi – herzliche Grüße , Manfred
danke manfred!