miteinandern

Kennst du das auch, dass dich etwas von-einer-nahestehenden-Person-Ausgesprochenes triggert und du dadurch in einen Gefühls-Wirbelsturm kommst? Ich fühle mich, als wäre ich knapp einem wütenden Hurrikan entkommen. Er hatte mich schon in die Lüfte mit-empor-genommen und ich sah mich bereits in den Himmeln neben Zäunen, Kühen, Autos, Trampolins und Teilen von Häusern. Doch dann landete ich sanft neben dem Chaos und bin meinem Schicksal dankbar dafür. Dankbar, dass ich dem Trigger-Moment noch mal entkommen bin.

Kurz nach Ostern habe ich mit der Crowdfunding-Kampagne für meinen Roman ›manchmaloft‹ begonnen. Alleine die Vorbereitungen waren schon stürmisch. Das Erstellen des kurz-und-knackigen Erklär-Videos, welches für eine solche Kampagne erforderlich ist, hat mich in meine verkorkste Urzeit zurückgeworfen. Mir fällt es schwer, etwas auswendig zu lernen. Improvisieren ist meine Muttersprache. Doch Startnext will ein kurzes Darstellungs-Video des Projektes und da es mir mit meinem einfach-so-drauflos-Reden so niemals-nie gelingen wollte, mich kurz zu fassen, kam Rado mir irgendwann zur Hilfe. Er brachte DAS was ich sagen wollte, DAS was ich ihm und der Kamera derweil schon oft genug einfach-so-drauflos-redend mitgeteilt hatte, auf den Punkt. Er übergab mir einen Zettel mit den lieb gemeinten Worten »Ich hab es dir mal zusammengeschrieben. Wenn du dich daran hältst, sollte es klappen!« Mir erschien das Zusammengetragene schlüssig und wirklich kurz, doch während ich den tollen Kurz-Text las, verspürte ich schon den beklemmenden Druck, den ich vom Kind-Sein kannte. Als Kind kam dieses beklemmende Gefühl in mir hoch, wenn ich realisierte, dass ich nicht genug war. Wenn ich nicht so war, wie die Anderen. Oder, noch schlimmer, wenn man mir sagte, dass ich »besser« sein könnte.

Meine Hände umklammerten den tollen Kurz-Text von Rado und ich versuchte mir die Wort-Kombinationen einzubläuen. Sie schienen auch nicht so komplex, war es im Sinn ja das, was ich sagen wollte. Doch die Worte begannen Pogo in meinem Kopf zu tanzen, wie damals das Ein-mal-eins. In mir baute sich eine Mauer auf und obwohl ich aus Erwachsenen-Perspektive ganz anders auf meine bekannte Mauer schauen konnte, merkte ich, dass es mir nicht mehr möglich war, frei an das Darstellungs-Video zu gehen. Der Innere Druck wuchs.

Das Ergebnis nach zwei vollen Tagen war nicht das, was ich mir gewünscht hatte, aber ich war mir dankbar, dass ich deutlich milder mit mir sein konnte, als damals in meiner Kindheit. Ich sagte mir zwischen-drinnen immer laut und deutlich »Agapi, du schaffst es! Du bist okay!« um mich zu beruhigen und auch Rado wiederholte liebevoll und geduldig meine Worte. »Ja, Du schaffst es! Du bist toll!«

Und dann kam der Rückenwind der vielen Unterstützerinnen der mich trug. Die Kampagne startete und innerhalb von zwei Tagen war bereits üppig-viel Geld zusammengekommen. Von Freunden, von Wegbegleitern und von Menschen, von denen ich es gar nicht gedacht hätte, dass sie mich noch in guter – beziehungsweise überhaupt noch in Erinnerung hatten. Da waren so viele, die mit mir bangten. Das rührte mich zutiefst. An den ersten Abenden musste ich sogar weinen, so sehr bewegte mich die Tatsache, dass mich Menschen in dem was ich in die Welt bringen wollte, unterstützten. Doch so stark mich die Tatkraft meiner Unterstützerinnen auch beschwingte und in die optimistischen Höhen trug, so stark strauchelte in mir auch der Glaube-an-mich und riss mich in die tiefsten Tiefen. Was wenn ich nicht mein Funding-Ziel erreichen würde? Dann würde ich vor allen Freunden und Wegbegleitern scheitern. Dann könnte ich es vergessen mein Buch ›manchmaloft‹ zu veröffentlichen. Dann wäre ich es nicht wert und hätte nicht die Berechtigung dazu.

In der Kampagnen-Zeit, die genau 45 Tage dauerte, litt und freute ich mich zugleich. Ständig musste ich mich zurückpfeifen, wenn ich mich dabei ertappte, wie ich die Macht-des-Außens fütterte. Es war irre zu beobachten, wie ich immer wieder dem Nicht-Ich die Herrschaft über mein Schicksal gab. Dabei befand ich mich doch gerade auf dem Weg »die volle Verantwortung für mein Ich zu übernehmen«. Doch mein Glaube an mich hat leider immer noch Lücken. Er ist durchsetzt von fetten Gräben, die es immer wieder zu überbrücken gilt. Das habe ich in den 45 Kampagnen-Tagen so richtig schön spüren können.

In mir läuft etwas ganz typisches ab. Irre, es scheint, als könne ich nichts dagegen tun. Es ist, als sei mein Innerstes extra so programmiert, um auf dieses »dem Nicht-Ich die Herrschaft über mein Schicksal zu geben« anzuspringen und es auch noch zu füttern. Es ist interessant, als ich versuchte das kurze Video für Startnext zu drehen, wollte ich es wirklich machen wie ein »Profi«. Dabei ist mir doch eigentlich klar, dass ich anders bin. Hallo, ich bin 47! Ich weiß, dass ich anders bin. Und dennoch gebe ich mir immer wieder der Illusion hin, so sein zu müssen, wie ein »Profi«.

Das erste Video war zu lang, zu durcheinander, zu drauflos – eben volle lotte ICH. Wieso riss ich mich zusammen und versuchte es anders zu machen? Wieso gab ich alles, um bloß die schlechteste Version vom »Profi« zu sein, wenn ich die beste Version von Agapi hätte sein könnten? Ich kann mich nun mal nicht »profimäßig« vorbereiten und dann mein Vorbereitetes »profimäßig« vortragen, wie ein Tagesschau-Sprecher. Und das ist okay! Ich habe ein ganz anderen Sexappeal. Und obwohl mir bewusst ist, dass ich das genaue Gegenteil von einem »Profi« bin, habe ich mich dauernd mit ihm verglichen. Wie bescheuert! Mit Abstand auf diese Glauben-an-mich-Lücke weiß ich zum Glück wieder, dass ich anders bin und dass ich so wie ich bin, eigentlich ganz dufte bin.

Um mich in dem Wissen zu bestärken und um mir zu zeigen, dass auch meine Un-»Profi«-Version wirklich seinen Charme hat, setzte ich mich einem Push-Ruck-Experiment aus. Wenn ich richtig gut beisammen bin, mich mag und mich wertschätze in meinem Sein, dann weiß ich tief in meinem Innern, dass eben dieses Anders-Sein einen ganz anderen unvergleichlichen Charme hat, der es Wert ist, sich zu zeigen. Und so startete ich mit meinem Youtube-Kanal »agapi pur« in dem ich mit mir selbst spreche ohne mich vorzubereiten. Die Idee der ›Selbstgespräche‹ schob ich schon seit Jahren vor mir her. Ich schämte mich dafür, dass ich mich an manchen Tagen, tief in meinem Innern, mit meinem Anders-sein mochte. »Sich-mögen ist bähh!« so bin ich groß geworden. Heute weiß ich, dass es so wichtig ist, sich selbst zu lieben, damit man andere überhaupt erst lieben kann.

Seit meiner Kindheit führe ich Selbstgespräche. Nun ja, ich führe sie mit Knud. Aber Knud ist auch ein Teil von mir. Er ist mein innerer Freund, meine innere Stimme. Und siehe da, bei diesen »Youtube-Selbstgesprächen«, die ich ganz geschmeidig machen konnte, gefiel ich mir auf Anhieb. Ich mochte mich leiden. Ich musste über mich selbst lachen. Ich mochte sogar mein einfach-so-drauflos-Reden, die Ecken und Kanten. Sogar die Versprecher kratzten nicht an meinem Sein. Die Selbstgespräche aufzuzeichnen und am Ende kurz noch mit einem Cover-Bild zu versehen, machte mir richtig viel Freude. Da erlaubte ich mir »zu sein wie ich eben bin«. Ich erlaubte mir zu Themen zu plaudern, die mir etwas bedeuteten UND ich schenkte mir die Freiheit sie zu veröffentlichen.

Dann, eines Tages war die 5.000-Euro-Marke geknackt. Mir fielen Steine vom Herzen und so durfte ich Tage später sogar erfolgreicher noch ins Ziel taumeln – mit glatten 5.650-Euro. Ich hatte es geschafft. Dank der vielen Unterstützer*innen war ich meinem Vorhaben, mich mutig und selbstbewusst als Autorin in die Welt zu bringen, einen großen Schritt näher. Ich gewann so viel Mut, empfand Freude, mich zu zeigen, plante die nächsten Schritte …

… und dann kam das Von-einer-nahestehenden-Person-Ausgesprochene. BUMM! Das Gesagte haute jegliches Selbstvertrauen in mir weg. Und wieder einmal attackierte mich ein stechender Trigger-Moment. Nichts von meinem zart aufflammenden Selbstwertgefühl war mehr da. Meine Selbstachtung verdunstete in der Angriffs-Hitze. Wieso aber gab ich dieser einen Person überhaupt diese Macht über mich? Wieso ließ ich ihren gewalttätigen Satz überhaupt in mein Herz, um dort meine zarte Selbstliebe töten zu lassen. Wieso gestattete ich es diesem Dolch-gleichen Satz, alles in mir zu verwüsten?

Mit Abstand ist es mir klar, dass ich ganze Kontinente vom vorgeworfenen Narzissmus entfernt bin. Selbstannahme, -zuwendung und -achtung, eben die allumfassende Annahme meiner selbst in Form einer uneingeschränkten Liebe zu mir selbst hatten nichts mit egoistischem Selbstverliebtsein zu tun. Nichts.

Ich schwöre mir, dass ich zum Wohle meiner und irgendwie dadurch auch zum Wohle der gesamten Menschheit solchen fratzenhaften Sätzen, die mich negativ beurteilten, wie damals in der Schule Lehr-Körper über mich richten und urteilen konnten, von Anfang an kein Gewicht mehr schenken möchte. Ich bin dabei, mich selbst zu lieben. JA! Ich bin dabei, mich so anzunehmen wie ich bin. JA! Und wenn das für dich Narzissmus bedeutet – JA, DANN BIN ICH IN DEINEN AUGEN EIN NARZISST. JA!

Dazu passt es doch, dass ich dir heute freudig mitteilen kann, das mein ›manchmaloft‹, mein erstes Buch, mit dem ich über Jahre schwanger gegangen bin, JETZT tatsächlich als Taschenbuch im Handel erhältlich ist. Ja, in jedem Buchladen kannst Du JETZT nach ›manchmaloft‹ von Agapi fragen. Sie können es regulär bestellen – und eigentlich sollte es sogar über Nacht lieferbar sein. Das kann nämlich der Buchladen um die Ecke genauso gut wie Amazone. »Support your local Dealer!«

Und dafür, dass ich vorerst die fetten Gräben der Glaube-an-mich-Zweifel überwunden habe, bin ich mir dankbar. Dafür hab ich mich lieb. Ich muss es mir jedoch jeden Tag wieder und wieder sagen »Agapi, Du bist okay, so wie Du bist!« um die Trigger-Momente, die mir »was denkst du, wer du bist!“ an Kopf knallen wollen, liebevoll die Tür zu zeigen. Denn wenn sich jemand so gewaltig über etwas aufregt, was ich mache, dass er sich so im Ton vergreift, dann muss es bei ihm etwas ausgelöst haben. Und ganz ehrlich, das ist es, was ich mit meinem Buch möchte. Jetzt wäre es nur klasse, wenn ich mich mit der steigenden Resonanz, die bestimmt noch weitere Trigger-Momente für mich bereit halten wird, stetig mitentwickle, so dass ich nicht alle naselang in Gefühls-Wirbelstürmen hängen bleibe und mich wie beim wütenden Hurrikan in den Himmeln bei Autoteilen und Trampolins sehe.

Also, ich würde mich sehr freuen, falls du mir von deinen Gefühlen berichtetest, die mein Roman bei dir auslöst. Wie du mich findet ist vielleicht auch erwähnenswert, doch würde mich viel mehr interessieren, was mein ›manchmaloft‹ bei dir im Herzen ausgelöst hat.

Zur Feier der Veröffentlichung gibt es ein Spezial-Angebot. Ja, im August gibt es in unserem GUTDING-Online-Shop mein Buch ›manchmaloft‹, sechs verscheiene GUTDING-Aufstriche und drei Postkarten mit Agapi-Illustrationen für 40,-Euro incl. Versandkosten statt für 48,49 Euro. Als eBook gibt’s ›manchmaloft‹ auch – schau hier!

Und am 23. August ist die Premiere der ›manchmaloft‹-Lesung! Als Legasthenikerin möchte ich zu meinen Schwächen stehen und starte mit einer ungewöhnlichen und ehrlichen Lesereise unter dem Motto ›miteinandern‹. Ich verspreche Dir nicht »perfekt« vorzulesen jedoch authentisch mein Wissen zu teilen. In meiner lebendigen Art biete ich einen Crash-Kurs zum Thema Selbstbesinnung, Findung und Entwicklung an. Im Event-Seminar nehme ich die Teilnehmenden mit auf eine beherzt-kreative Reise und gebe Werkzeuge an die Hand, um sich besser kennenzulernen. Komm dir auf die Schliche und finde heraus, wieso dein Leben kratzt wie ein Wollpullover. Kennst du das auch, dass du plötzlich merkst, wie du gar nicht das machst, was DU machen wolltest? Oder gar nicht mehr weißt, was DEINS überhaupt ist? Dich interessiert ›Man-Selbst-Sein‹ fragst dich aber, wie du das hinbekommst?

Premiere > am 23. August 2019
Einlass 18 h . Beginn 18:30 h . Ende 21:30 h
Ort > Brainery . Bäckerbreitergang 12 . Hamburg

Ich freu mich auf dich!