Wohlan!

Danke Jahr! Du hast mir wieder viel gelehrt. Ich bin durch Dich gewachsen, nicht gerade mega über mich hinaus, aber scheibchenweise. Ich bin Dir dankbar für die kleinen und mächtigen Herausforderungen. Du schenktest mir wieder reichlich Tage, Momente und Begegnungen, an denen ich eckte und erkennen konnte, an welchen Stellen ich noch etwas an mir schleifen, hobeln oder wieder ankleben darf. Das Wieder-Ankleben hat mich besonders ergriffen. Da war doch tatsächlich etwas von mir abgebrochen. Ich realisiere, dass jenes fehlende Stück von mir, ein ganz wichtiges von mir ist. Dieses Gefundene-Fehlende macht mich zu der, die ich bin! Es macht mich zu einem Ganzen. Es füllt mich aus. Macht mich glücklich.
Durch dich, liebes Jahr, habe ich mich aufgemacht, das fehlende Stück zu finden, es zu putzen und es wieder in mein Leben zu kleben.

Eingetaucht in GUTDING startetest Du mit mir. GUTDING war hier und GUTDING war dort. Ich träumte von GUTDING und wachte damit auf. Ich fand mich in einer GUTDING-Zwickmühle wieder. Einerseits bin ich die eine Hälfte von GUTDING, ich bin wichtig, dafür muss ich nicht kämpfen oder es mir jeden Morgen sagen. Nein, da habe ich ein selbstwertvolles Grundgefühl, dass keine extra Aufmerksamkeit braucht. Es ist nur so, das ein GUTDING-Tag den nächsten ablöst und schwups bist Du, holdes Jahr, vorbei und das macht mir Sorge. Im Sommer habe ich mich jeden nur erdenklichen Tag, an dem ich dachte „Heute braucht mich GUTDING nicht!“ in den Garten geschlichen. Ja, mir ist es unangenehm gewesen, der anderen GUTDING-Hälfte gegenüber. Rado ist immer GUTDING. Im Vergleich fühle ich mich halbherzig. Weil da noch was anderes ist was ich mag. Mich und meine Leidenschaften!

Nach dem Jahr vor Dir, liebes Jetzt-Jahr, hatte ich naiv geglaubt, dass die Demut-Lern-Phase ein Ende hat. Ich hatte echt geglaubt, dass danach ein entspanntes Alles-läuft-schnurr-schnurr-Jahr folgt – ich muss gestehen, dass ich so schön kindlich, bereits seid ich denken kann, denke. Jedes Jahr denke ich „Das nächste Jahr wird bestimmt langweiliger!“

Wohlan, ich bin von Dir eines besseren belehrt worden. Ich hab wieder einmal erst durch den Schmerz gelernt, dass ich diesen verlorenen Teil zum Leben brauche. Das er wichtig ist! Ja, ich brauche meine Leidenschaften! Sie sind meine Seelennahrung, sie erfüllen mich, lassen mich leuchten und machen mich stark!

Ich hab es erst kapiert, nach dem ich alles für GUTDING gegeben und krank geworden bin. Erst als ich gelernt hatte, drei GUTDING-Verkostungs-Termine abzusagen, wegen Krank-Sein und das Vertrauen fand, unperfekt sein zu dürfen, ohne gleich geköpft zu werden, erst dadurch war ich gegährt und reif wie ein alter Wisky.

Es fiel mir sauschwer, ich lag krank im Bett und litt. Nicht wegen meiner Erkältung, nein, weil ich nicht funktionierte! Nach dem dritten Mal war ich echt geschockt, als ich eine Antwort auf meine Absage-Mail bekam. In meiner Mail hatte ich um Erbamen gefleht, ich hatte lang und breit erklärt, wieso es mir nicht möglich ist zu einer GUTDING-Verkostung zu erscheinen und meine Pflicht zu erfüllen. Mein letzter Satz war, wie von einem Kind geschrieben „Ich hoffe ihr seid mir nicht böse?!“

Als ich die Antwortmail las, die voller Verständnis mir und meinem Verhalten gegenüber war und sogar Herzlichkeit mitschickte, wurde mir etwas klar. Wenn ich es schaffen könnte, zu akzeptieren, dass ich mich brauche, um zu funktionieren, dann würde ich mehr in mich investieren und das auch zelebrieren und genießen können.

Ich lernte, krank sein zu dürfen – ich lernte zu erfahren, wie sich meine Mitmenschen um mich sorgten, nachfragten und mitfühlten. Anfänglich kam ich mir holperig vor, mich schwach zu zeigen, krank, kaputt … ich musste es echt üben auch mal nicht können zu können.

Und inmitten dieses Lernprozesses erkannte ich, was ich suchte. Ich möchte meinen Leidenschaften, wie zum Beispiel meine Sehnsucht, mir alles von der Seele zu schreiben, mit Holz zu arbeiten, mit geretteten Textilien Mode zu kreieren, mit GUTDING leben. Ich möchte all meinen Lieben Zeit einräumen, ihnen Raum schenken, sie sehen, sie achten, sie pflegen und sie ehren. Wegen ihnen habe ich mein Leben geändert, wegen ihnen habe ich meine Agentur geschlossen. Wegen ihnen bin ich aufs Land gezogen, wegen ihnen …

Erst einmal schwappte es in Wut über. Verständlich! Lange gedeckelt, verachtet und ungeliebt, brach es an die Oberfläche und schnappte hektisch nach Luft! Haute um sich! Dann erst beruhigte es sich.

Jetzt bin ich beruhigt, ich schreibe seit ganzen fünf Tagen schon an MEINEM BUCH WEITER! Natürlich nicht an einem Stück, ich nehme mir immer Tage heraus, und bleibe dann schön im Schlafzimmer, hole nur rasch meinen Laptop und dann schreibe ich vom Bett aus. Würde ich im Büro sitzen und dort schreiben, würde ich gefressen werden von den Ablenk-Monstern. So sitze ich sicher auf der privaten Seite der Wohnung und Rado arbeitet auf der GUTDING-Seite.

Im Spät-Sommer, als mich die Erkenntnis nicht nur geküsst hat, habe ich Rado informiert.

„Ich möchte-muss im Winter, wenn ich den Garten winterfest gemacht habe, mich an manchen Tagen im Schlafzimmer zurückziehen und mein Buch vollenden! Hei, ich hab 2013 das letzte Mal daran gearbeitet! Wäre es für dich vorstellbar, mich dabei zu unterstützen?“

„Ja?!“

„Mir würde es total helfen, wenn Du mir an solchen Tagen einen Kaffee machst und mir ans Bett bringst!“

Ich möchte diesen Winter dafür nutzen, um mit dem ersten Roman fertig zu werden. Wovon er handelt? Kurz, es geht um eine Frau, die in der Mitte ihres Lebens eines Nachts einen Traum träumt, der so realistisch ist, dass er sie in eine Sinnkrise stürzen lässt, obwohl sie der Killer-Typ ist. Es gelingt ihr nicht mehr, die Kühlness des Workaholic zum abwenden von Gefühlen einzusetzen, sie fühlt, ohne etwas dagegen machen zu können. Der einzige Vorteil, Sie hat kurz vor dem irrwitzigen Traum einen Mann kennengelernt, der endlich nicht mehr ihrem Beuteschema entspricht und ihr guttut. Die Beziehung hält länger als ein halbes Jahr. Er beflügelt sie beim hinterfragen. Sie tauschen sich vorsichtig aus, sie helfen sich gegenseitig auf die Sprünge. Sie vertraut zum ersten Mal. Sie ist irritiert … gemeinsam erkunden sie die Vergangenheit, ihre Kindheiten und erkennen, dass sie geprägt sind von ihrem Elternhaus, von der Gesellschaft und dass nur sie etwas verändern können, um sich selbst zu leben…

Toll fühlt sich das an, wieder zu schreiben. Mein Herz hüpft vor Freude. Schwach sein kann ich nur empfehlen. Schwach zu sein ist cool! Durchs Schwach-Sein wurde ich wieder Stark. Stark für mich. Danke Jahr.

So, darauf erst einmal ein IGOR?!
Wer IGOR ist?!
Rado und ich verlosen 6 Fläschchen IGOR, weil wir so berührt sind von all der liebevollen Unterstützung.
Und so möchte ich Dich natürlich auch davon wissen lassen. Du bist nämlich mein Rückenwind, mein großer Bruder, meine große Schwester, der Kumpel, der immer ehrlich ist. Du glaubst an mich und das gibt mir Mut an mühevollen Tagen; das bereitet mir Freude und macht mich glücklich.

Danke Dir!

Wohlan, ich wünsche Dir erholsame Feiertage und komm gut ins neue Jahr.
Ich wünsche Dir ein aufgewecktes Jahr 2017!

Herzensgrüße,
Agapi

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