Die Hasel nusst

Ist es die Entspannung vor der nächsten Anspannung die mich ein wenig wie ein Tiger herum huschen lässt? Ich bin etwas durcheinander. Diese Ruhe, die ich mir im Winter und Frühjahr mit viel Achtsamkeit mir selbst gegenüber aufgebaut habe, ist geschüttelt worden von der Aufregung eine neue Unternehmung zu starten.
Eine Existenzgründung geht glaube ich nur in Turbo, oder? Da muss man sich doch hineinwerfen, oder mache ich das nur so? Es geht mir nahe, ich fühle so viel mehr als beim letzten mal. Oder nehme ich mir mehr Zeit zum Nachklingen.

Ich gebe wieder alles. Nee, ich gebe mehr als alles. Ich will ehrlich sein. Ich merke es, wenn ich im nächsten Ruhe-Fenster sitze und mich kaum noch regen kann. Mich legt es ins weiche Bett, dann scheint die Sonne durch die Fenster und die Schatten tanzen auf meinen geschlossenen Augen.

Könnte es auch sein, dass ich jetzt, wo ich 15 Jahre älter bin als bei der letzten Existenzgründung, anders bin, anders in meiner Wahrnehmung, anders im Einsatz, anders im Glück-verspühren. Ich fühle mich im Ganzen anders. Meinen Leib meine ich gar nicht, das der früher schlapp macht finde ich völlig okay. Ich meine meinen Geist. Der ist ruhiger oder besser gesagt, er bekommt mehr Aufmerksamkeit. Ich höre ihm mehr zu. Ich lasse ihn auch mal sprechen.

Die Ruhe nach dem Sturm habe ich mit meinem Lieblings-10km-Wanderweg, mit viel Schlafen, mit Im-Garten-furwerken, mit Rasen-mähen, mit Mittag-Schlaf, mit Hexenhäuschen-saubermachen und mit liebe-Mails-schreiben gefüllt. Ja, mir fällt es schwer runterzufahren, weil ich mich dann so unnötig fühle – ich geb es zu. Aber wenn es mir dann mal gelingt, dann hab ich mich dafür echt lieb.

Ich habe mir kleine Zeit-Fenster genommen, um mal zu versuchen nichts zu machen. Auf meine Art. Ich hab mir was gekocht – Rado ist mit seinem Sohn in Bullerbü gewesen – und zum Nachtisch gab es Eis.

Beim Wandern meines Lieblings-Pfades wurde ich kräftig mit Überraschungen beschenkt. Die Hasel trägt schon Nüsse, die wilden Himbeeren sind kurz vor fertig und wieder sind so viele neue Blüten und Sträucher sichtbar geworden, die ich vorher noch nicht gesehen hatte. Auf das Pfaffenhütchen freu ich mich schon, wenn es pink orange zu leuchten beginnt – jetzt war es noch ganz grün, aber ich hab es in den Knicks erhascht. (Das Bild setzt ich morgen rein, jetzt bin ich schon wieder so schlapp, möchte gleich mal wieder nichts tun (-;

Die Gespräche mit der Kattendorfer-Hof-Crew wegen der Dorf-Zukunft müssen auch noch etwas warten. Die Landwirte haben gerade viel um die Ohren. Ich übe mich mittlerweile schon fast gerne im runterfahren und andere Geschwindigkeiten zulassen. Wir haben ihnen als Dankeschön, dass wir auf dem Erdbeerfest sein durften, angeboten, an einem Abend ihrer Wahl für sie zu kochen. Rado kocht ich assistiere und mach die Deko. Beim gemeinsamen Speisen könnten wir einander weiter kennenlernen, ganz locker ohne Druck. Ich bin gespannt welcher Abend es wird. Ja, ja, Gut Ding will eben Weile haben. Ich weiß.

Vielleicht ist es aber auch alles genau richtig so, wie es ist, denn Mittwoch starten wir schon mit der nächsten GUTDING-Produktion für den Vegan-Summer in Eckernförde.

Es bleibt alles so spannend. Selbst Nichts-Tun ist aufregend, denn dann kommen die interessantesten Dinge in meinen Kopf, in mein Herz und in meinem Geist ans Licht, denen es lohnt zu zu hören.

©agapi_hasel_0597