Die Ereignisse überschlagen sich. Es ist eindeutig Frühling. Die Zeit für Volle-Kraft-vorraus und Beiß-in-die-Welt-Baby. Fang ich bei den beruhigenden Dingen um mich herum an. Der Apfelbaum vorm Haus blüht und es ist ein Genuss ihm in die Augen zu sehen und eine Wasserratte saß gestern seelenruhig auf einer Insel im Weiher und knabbert an etwas leckerem. Ich durfte ihr sogar bis zu einem gewissen Grad zusehen und näher treten.
Mich beruhigt mein treiben in der Werkstatt und die Sattheit der Natur macht mich stark. Durch das frische Frühlings-voll-grün keimt in mir die Sicherheit, dass immer alles gut wird und die Angst vor dem Grusel-Aufkleber-Satz „Stell Dir vor es ist Frühling und die Bäume werden nicht grün“ ist komplett verschwunden – es ist sowas von grün um mich.
Meine Gefühle schlagen Purzelbäume. Die Tafelrunde am Samstag war herzens-frisch, tief-gehend und ein berührendes Seelenfutter. Genau so wollte ich sie sich selbst entfalten lassen. Es kamen Themen auf den Tisch, denen bisher nur vereinzelnd Tische lauschen durften. Achtsam und mit viel Liebe wurde zugehört, gesprochen und geübt andere Gedanken und Ansichten stehen zu lassen.
Beeindruckt bin ich.
Mehr davon möchte ich.
Raum fürs verdauen brauch ich.
Da tat das aufbereiten einer geretteten hölzernen Vitrine ausgesprochen gut. Sie trat vor zwei Wochen bei einer Haushalts-Minimierung in mein Leben. Sie zu schleifen und von der dunklen Farbe der Vergangenheit zu befreien, sie ganz fein zu schmirgeln, sie zu streicheln, streichen und zu putzen, das hatte was therapeutisches. Die Gedanken können sich dabei so gut sortieren, noch einmal aufbäumen, schluchzten, jaulen, um dann geruhsam schlafen zu können. Ich liebe es mit Holz in Berührung zu sein.
Und mehr als das der Besuch bei Mathias auf dem Kattendorfer Hof sehr berührend und erquicklich war, kann ich jetzt noch gar nicht sagen. Es war eine feine Begegnung, ich bin glücklich, dass Rado und Mathias sich kennen gelernt haben und dankbar, dass Mathias sich die Zeit genommen hat, um uns den Hof, die Tiere, die Käserei, die Fleischverarbeitungs-Küche und den Hofladen zu zeigen. Das alles, noch das andere und einiges mehr noch hat mich im Herzen berührt.
Jetzt bin ich lustiger Weise ganz ruhig, ich spüre, dass etwas beginnen will, es will wachsen. Es ist wie der Frühling, der ist auch nicht zu stoppen.
In dem was ich da kommen fühle ist eine unglaubliche Energie drinnen.
Diesmal bin ich auch nicht euphorisch, nein, mein Herz sitzt friedlich da, wie die Wasserratte im Weiher und knabbert an etwas Leckerem.
Meine Seele ist ruhig. Sie weiß von dem, was ich nur erahnen kann.
„Nimm mich bitte an die Hand, liebe Seele!“