Zuckerschlecken

So, jetzt kommt mal wieder etwas von mir ans Tageslicht. Ich muss gestehen, dass mir die Zeit, die ich mir für mich herausgenommen habe, gut getan hat. Bewusstes abtauchen kann ich nur empfehlen und In-sich-horchen auch. Das ist wie fasten. Ja, das was ich gemacht hab war eineinhalb Wochen Kommunikations-Fasten inklusive Schweige-Retreat.
Ausserdem braucht manches von dem, was ich hier in der neuen Lebensform gerade erlebe, erst einmal Zeit, um seinen wahren Geschmack zu entfalten. Ich muss ja erst die Etappen meines Werdens zu ende leben, damit ich darüber klar und sortiert etwas schlaues wieder geben kann.

Seit Sonntag vor einer Woche bin ich nun jeden Tag meinen Zehn-Kilometer-Spaziergang gelaufen. Strammen Schrittes. Immer den selben Weg. Und nach den vielen grauen und eiseskalten Tagen bekam ich glatt ein paar Tage hintereinander herzallerliebsten Sonnenschein zur Seite gestellt. Das hat vielleicht gut getan. Es fühlte sich an, als streichelte mir die Sonne über meine Seele. Und die schönen Bäume und Weg-Bigungen, die ich passierte und mittlerweile gut kennengelernt hatte, streichelten mir auch über mein Köpfchen. Eigentlich hat mich irgendwann alles gestreichelt. Jeder kleine Hügel, den ich wieder erkannte, jede Kurve und jeder Findling.

Ich hab so viel geschaut und doch hab ich nichts richtig gesehen. Ich entdecke jeden Tag was neues und laufe an Stellen vorbei, ohne sie zu bemerken – ich beginne wie in Trance zu wandern.

Meine Gedanken werden mit jedem Tag leichter. Das ich beim Weg-finden nicht mehr denken musste, lässt meine Gedanken ruhiger werden. Mein Ich verbindet sich mit meinen Schritten und mit meinem Leib. Rhythmus entsteht in mir. Mein Atem schmiegt sich an die Schritte und meine Gedanken machen es dem Atem gleich. Das beruhigt. Das ist wunderschön.

Mein Ich beginnt ruhig zu pendeln.
Umgeben vom Frieden der Natur.
Jetzt weiß ich wieder, wieso ich mich hier hergebracht habe.

„Die Natur bringt auch die Wahrheit ans Licht und das ist manchmal schwer anzunehmen. Wir haben ja alle auch dunkle Seiten in uns – man will sie natürlich nicht haben – aber sie gehören nun mal zum ICH dazu.“ Das schrieb mir gestern eine Freundin und sie hat so recht.

Über das was bei mir ans Licht gekommen ist bin ich dankbar. Punkt. Aber, dass muss ich auch erst einmal verdauen. Ich werde mein Zehn-Kilometer-strammes-gehen ritualisieren und weiter In-mir-horchen. Denn das, was ich da in mir angetroffen habe, war manchmal auch wunderschön und beschützenswert. Da stand zum Beispiel mit einem Mal mein inneres Kind neben mir und schaute zu mir auf. Es strahlte mich an. Es hat mir was anvertraut.

Hand in Hand möchte ich mit ihm gehen. Zuckerschleckend. Ungestört. Vertraut.
… p.s. und darüber, dass ich mir eine rasante Nähmaschine gekauft habe, mir Montag noch eine clevere Overlock gönne, eine Mini-Ausführung von meinem Lädchen beinahe fertig gebaut habe und Rado und ich feine Pläne geschmiedet haben, … darüber berichte ich in den kommenden Tagen.

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