Blumenthal, Klappe die zweite!

Wir sind wieder zurück. Der Vertiefungstag und die Woche als Gäste-Arbeiter in Blumenthal waren aufregend, bewegend und lehrreich. Es war hammer intensiv und zwischenzeitlich war mir auch, als würde ich an einer Überdosis Emotionen platzen. Nun schlägt mein Herz verrückt, springt im Kreis, sagt morgens dies und gleich darauf das Gegenteil. Ich glaub, es weiß gerad nicht, was es fühlen soll.
Ist aber, glaube ich ganz normal. Ich will versuchen, mir darüber nicht auch noch den Kopf zu zerbrechen. Das Erlebte will sacken gelassen werden. Übe ich mich also mal wieder im Warten.

Auf alle Fälle haben wir viele feine Menschen kennenlernen dürfen. Schon am Vertiefungstag. Und das wunderschöne Spätsommer-Wetter in der folgenden Woche hat natürlich geholfen, die anwesenden Blumenthaler herauszulocken und auf uns stoßen zu lassen. Ausserdem haben wir für Aufsehen gesorgt, wie wir später erfahren haben, denn wir haben das Gast-Arbeiten ernst genommen und sind in der Früh hinaus, haben gearbeitet und sind erst am Abend wieder hinein gegangen. Für mich ist Garten-Arbeit wie für andere chillen, meditieren, koche, Buch-lesen oder In-Hännematte-liegen oder Auf-Bank-in-Sonne-sitzen oder …

Ich rackere wirklich für mein Leben gern draussen an der frischen Luft herum, schneide aus Herzens-Lust Büsche zurück, suche Unkraut auf und mache aus verwilderten wüsten Gärten saubere wüst-angelegte Gärten. Es macht mich glücklich. Ich mach das solange gerne, wie es mir mein Rücken gestattet.

Das ich den einen oder die andere mit meiner intensiven Gartenumsorge aus der Reserve locke, hatte ich ganz aus den Augen verloren. Am Donnerstag schrammte eine Blumenthalerin in schnellen Schritten etwas gereizt an mir vorbei. „Sag mal, willst du etwa den goldenen Arbeits-Preis von Blumenthal erhalten?“ Hui, den Schuss hab ich erst einmal fangen und begreifen müssen, um ihn dann wieder bei klarem Bewusstsein zurückwerfen zu können. Aber da war sie schon ausser Reichweite. Schade. Ich hätte zu gerne klar gestellt, das es ihr Problem ist, mich so emsig ‚arbeiten‘ zu sehen. Ich überlegte, was ich ihr sagen könnte, wenn ich noch einmal die Chance dazu bekäme. Wie wäre es mit ‘Mach ich dir Angst?‘ oder ‚Möchtest du den Preis bekommen?‘.

Wir sind uns die Tage nicht mehr über den Weg gelaufen. Schade!

Jetzt fällt mir wieder Hans ein, mein Freund dem seine Leidenschaft es ist, den lieben langen Tag auf der Bank zu sitzen. Ich schrieb unlängst von „Der Mann auf der Bank“. Es ist wohl nicht nur schwer den jenigen auf der Bank zu ertragen, der scheinbar nichts tut. Gleichwohl schwer ist es den Arbeitssamen zu ertragen, der scheinbar fleißiger ist. Ich glaube, dass das ewige Sich-vergleichen, -werten oder gar -verurteilen das ist, was uns den Gar untereinander und mit uns aus macht.

Ich habe mich dabei ertappt, das ich an einer Stelle im Schlossgarten meine Gartenumsorge weiter gemacht hab, damit ich nicht gesehen werde. Wie blöd ist das denn? Sollten Rado und ich zum Probewohne nach Blumenthal gehen, werde ich mich stellen und mich mit meiner Art nicht verstecken.

Und, ich würde mich freuen, einen Hans auch auf der Bank anzutreffen. Vielleicht mach ich dann auch mal ein Päuschen in der Sonne und setz mich zu ihm.

©agapi_blumenthal_4285©agapi_blumenthal_4347Ein besonderes Erlebnis war, als das Storchennest auf den Schornstein vom Schloss gehievt wurde. Für eine Runde Freibier kam die befreundete Feuerwehr mit dem nötigen Equipment vorbei.

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Beim Freischneiden des Schlosses vom Wein habe ich auch diese Maria freigelegt. Irre. Wer weiß, was ich noch alles offenbart bekommen würde.