Sollten wir nach Schloss-Blumenthal ziehen, werde ich mir als erstes ein Dirndel besorgen. Das steht mir bestimmt gut. Ich liebe ja tiefe Ausschnitte und im Blumenthaler Biergarten würde ich mit den Bier-Humpen vor der Brust mit Sicherheit einen guten Eindruck machen.
Am 24. August waren wir unten in Bayern. Es gab ein Kennenlerntag in Schloss-Blumenthal zu dem Rado und ich uns bereits im April angemeldet hatten. Der Kennlerntag im Juli war leider schon komplett ausgebucht. Ich musste mich also im Warten üben. Auch gut. Nun, haben wir das Nach-Bayern-fahren mit Venedig und der Biennale verbunden. Ich muss gestehen, ich habe mich volls verschätzt. Vom Norden aus wirkt Venedig so nah an Augsburg. Es war ein gegurke, aber schlussendlich war es wunderschön und sehr interessant wieder einmal in dieser zauberhaften Stadt gewesen zu sein. Lediglich die Massen in den Gassen und auf den Vaporettos waren die Hölle. Aber bei der Kunst auf dem Gelände Giardini und Arsenale wurden es schon viel weniger. Die Inzenierung des russischen Künstlers Vadim Zakharovim im Russischen Pavilion hat mir am besten gefallen. In einem Raum war ein Loch im Boden, das mit einer Art Kirchenbank umrandet war. Besucher kamen und knieten nieder. Sie schauten hinunter. Es wirkte als würden sie andächtig beten. Unten lag ein Haufen goldener Taler. Dann traten an den Goldhaufen Frauen mit durchsichtigen Regenschirmen heran. Manche zaghaft, manche forsch, sie erschraken als es Taler hagelte.
Im Anschluss fuhren wir also nach Augsburg und von da Richtung Aichach. Danke Heiner und Angelika das wir bei euch übernachten durften. Kurz hinter Kilngen sahen wir schon das Anwesen durch die Bäume blitzen. Schloss-Blumentahl ist wunderschön. Es wirkt ein bischen wie eine edle zartgelbe Ritter-Schloss-Burg. Der Schloss-Hof ist umringt von herrschaftlichen Gebäuden und strahlt reichlich Geborgenheit und Schutz aus. Der Biergarten ist eine Pracht mit seinen gemütlichen Kastanien und die Weite des Innenhofes ist herrlich. Die vielen Festags-Gäste und wir vielen Interessenten sind uns fast nicht in die Quere gekommen.
Auf dem Gelände steht eine kleine herzallerliebste Kappelle, die leider nur von Katholiken bespielt werden darf, aber vielleicht wird sich da ja auch noch etwas in Bayern verändern. Wunderschöne Deckenbilder und liebliche Stuckteile zieren die sonst schlichte Kappele. Sie ist zum Glück nicht prunkvoll sondern übersichtlich eingerichtet und läd jeden Menschen zum sinnen und meditieren ein. Aussedem kann ja beim schweigen niemand sehen, wen man anbetet oder was man glaubt. Schön, das wir Menschen auch schweigen können, wenn wir es wollen.
Sie sind gerade dabei ein Hotel mit 40 Doppel-Zimmern fertig zu stellen und bis Frühjahr 2014 wollen sie das große Seminarhaus mit Raum für ca. 200 Gäste fertig haben. Dann ist das Rundlings-Schloss-Dorf gefühlt fertig. An der Stelle war noch Luft und in der Vergangenheit stand dort schon einmal ein Wirtschaftsgebäude.
Der eine Kennenlerntag war wirklich sehr spannend aber hat natürlich bei weitem nicht gereicht, um sich entscheiden zu können. Die zwei-stündige Führung war super informativ und auch die Präsentation der einzelnen Projektgruppen hat mir Lust auf mehr gemacht.
Doch um wirklich ein Gefühl zu bekommen, ob es ein Ort für mich ist, muss ich noch einmal in den Süden.
Wir haben uns zum Vertiefungstag am 21. September angemeldet und hängen noch eine Woche drann, um als working guests tiefer einzusteigen und uns ein Herz-Nieren-abklopf-Bild machen zu können.
Ich bin aufgeregt.
Wie wohl mein Leben weiter geht?
Werde ich womöglich Bayerin?
Auf das Dirndel würde ich mich freuen!